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Bright Eyes: Five Dice, All Threes (Review)

Artist:

Bright Eyes

Bright Eyes: Five Dice, All Threes
Album:

Five Dice, All Threes

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Folkrock, Singer-Songwriter, Gitarrenrock, Alternative-Pop, Americana, Piano-Pop

Label: Dead Oceans
Spieldauer: 51:05
Erschienen: 20.09.2024
Website: [Link]

Dass er und seine Band nicht unbedingt als lockere Spaßvögel bekannt sind - dafür hat Conor Oberst mit gedankenschweren Texten und melancholischer Musik in den vergangenen 30 Jahren einiges getan. Und der Frontmann der BRIGHT EYES ist sich dessen auch bewusst, wie er jetzt im "New Musical Express" kundtat: "The word ‘fun’ is very rarely used to describe my band", sagt der mittlerweile 44 Jahre alte Singer-Songwriter aus Omaha/Nebraska, eines der veritablen Supertalente der Rockmusik, über die eher schwermütige, tiefgründig-grüblerische Ausrichtung des Trios. 

Aber jetzt, mit dem neuen Album "Five Dice, All Threes", soll das etwas anders werden: "Maybe it is a bit more fun. When we last went on tour we were cruising around with a 14-piece band and strings and horns. This record is going to be just guitars; rock and roll stuff." Schau'n wir also mal.


Was die maximale Aufgekratztheit betrifft, geht es nach einem nicht unbedingt notwendigen, weil zu langen Studiogeplauder-plus-Radiogeräusche-Intro tatsächlich gleich in die Vollen: Auf "Bells And Whistles" wird gepfiffen und geklimpert und gefolkrockt, dass es eine pure Freude ist. Auch danach, mit "El Capitan" und "Bas Jan Ader", ist die gute Stimmung bei den BRIGHT EYES nicht getrübt. Wie Bob Dylan auf Steroiden schießt der Sänger seine berühmt-berüchtigten Wortsalven ab, und auch hier spielen die angekündigten Gitarren von Conor Oberst und Mike Mogis neben dem Piano und der Trompete von Nathaniel Walcott eine Hauptrolle.

Erst in "Tiny Suicides" lässt Oberst seine Stimme wie gewohnt traurig beben und barmen - es geht schließlich um Selbsttötung, da klingen auch die Mariachi-Bläser und das Klavier gleich gedämpfter. Am Ende wird sogar geweint, und das düstere Orchester-Sample zieht den Hörer noch tiefer runter. Ein seltsamer, aber großartiger Song, quasi BRIGHT EYES im Kernkompetenz-Modus. 

Für "All Threes", die Brücke in den zweiten Teil der Platte, holt sich Oberst die wunderbare Chan Marshall alias Cat Power zu Hilfe. Der zwischen Pop-Ballade und Piano-Jazz oszillierende Song dürfte eines der schönsten Duette des Jahres sein, vergleichbar nur mit "All In Good Time" von Sam Beam und Fiona Apple auf dem fabelhaften neuen Album "Light Verse" von Iron & Wine.


"Five Dice, All Threes" ist - soviel zur Vorwarnung - kein kohärentes, leichtgängiges Album. "Rainbow Overpass" etwa klingt urplötzlich so folkpunkig, wie es bei BRIGHT EYES gerade noch geht. Und direkt danach erzählt uns Conor Oberst zu einer wiederum getragenen, angejazzten Klavier-Melodie in "Hate", wen er so alles hasst, darunter Maria Magdalena und Liebeslieder und Schlafen und Smalltalk. Immerhin: Taylor Swift ist nicht unter den Hassobjekten, da unterscheidet sich der Musiker angenehm vom giftsprühenden Irren, der jetzt wieder ins Weiße Haus will. Ohnehin sollte man Oberst als (selbst-)ironischen Songwriter nicht unterschätzen.

Ganz großes Americana-Kino bietet gegen Ende nochmal "Trains Still Run On Time" mit galoppierenden Rhythmen, atemlosen weiblichen Backing-Vocals und prächtigen Streichern. "The Time I Have Left" (mit Matt Berninger von The National als Gastsänger) ist abermals ein perfekter Tränenzieher, obgleich elektronische Störgeräusche die drückende Piano-Schwermut geschickt konterkarieren. 

Mit "Tin Soldier Boy" zeigen die BRIGHT EYES abermals, dass sie es mit "more fun" (siehe oben) dann doch nicht übertreiben wollen. Als Rausschmeißer funktioniert das Lied gleichwohl bestens, ehe zum letzten Mal im Studio die Würfel fallen (fünf an der Zahl, alles Dreier) und am Radioregler gedreht wird.

Insgesamt 13 teils sehr unterschiedliche Tracks umfasst das neue BRIGHT EYES-Album, der bestmögliche Oberbegriff für das stilistische Sammelsurium ist wohl weiterhin "Folkrock". Nach diversen anderen Solo-, Band- und Projekt-Unternehmungen wie Monsters Of Folk mit M. Ward, Mike Mogis und Jim James, Better Oblivion Community Center mit Phoebe Bridgers, Desaparecidos und Mystic Valley Band kehrt Conor Oberst immer mal wieder zu seinen Ursprüngen zurück (das bisher letzte BRIGHT EYES-Werk "Down In The Weeds, Where The World Once Was" stammt von 2020, davor war sogar neun Jahre Sendepause). Und das ist gut so.


FAZIT: Mit rund 30 Jahren Indierock-Business im Gepäck mal eben ein textlich und musikalisch so ambitioniertes Album wie "Five Dice, All Threes" rauszuhauen - keine geringe Leistung der BRIGHT EYES. In Anspielung auf ihr 2005er Meisterwerk "I’m Wide Awake, It’s Morning" sagt Gitarrist Mike Mogis: "Wir haben 20 Jahre gebraucht, um wieder eine Platte zu machen, die wie eine Band klingt, die live spielt." 


In der Label-PR heißt es über Frontmann Conor Oberst: "In diesen zeitlos konstruierten, aber unverblümt modernen Songs verdient er sich seinen Platz unter den wenigen Songwritern, die mit zunehmendem Alter furchtloser und grenzenloser geworden sind." Kann man jetzt einfach mal so stehen lassen. Kein bahnbrechendes, aber ein wieder sehr starkes BRIGHT EYES-Album - Chapeau!

Werner Herpell (Info) (Review 1575x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Five Dice
  • Bells And Whistles
  • El Capitan
  • Bas Jan Ader
  • Tiny Suicides
  • All Threes
  • Rainbow Overpass
  • Hate
  • Real Feel 105°
  • Spun Out
  • Trains Still Run On Time
  • The Time I Have Left
  • Tin Soldier Boy

Besetzung:

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